GNTM 2021: Lästerluder Linda – „Versprich mir, dass Soulin nicht gewinnt“ - DIE WELT
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Dieses Jahr ist alles anders bei Heidi Klums Model-Reisegruppe. Und das nicht nur durch Corona. Nein, auch das 400-köpfige GNTM-Innovationsteam bei ProSieben hat beim Ideen-Bingo ganz oben ins Kracher-Regal gegriffen. Woche neun startet daher für die Bewerberinnen mit der Aufgabe, ein Rankin zu erstellen. Ein Rankin? Wie das denn? Aus Knete? Aus Kartoffelsalat? Aus Pappmache?
Bevor bei den irritierten Kandidatinnen einige Logik-Synapsen den Jens Spahn machen und vollkommen versagen, wird zum Glück schnell konkretisiert: Es geht nicht um ein Rankin (den Fotografen), sondern um ein Ranking (die Einstufung). Wenn Denglish bei GNTM nicht Amtssprache wäre, hätte man sich die Verwirrung auch sparen können und Rangliste sagen, aber whatever.
Detailliert betrachtet, geht es sogar um zwei Rankings, nämlich für „Performance“ und für „Personality“. Die verbliebenen Mädchen müssen sich auf einer Skala von 1 bis 14 einsortieren. Sofort fühlt man sich in die Schulzeit zurückversetzt. Wer erinnert sich nicht an traumatische Momente im Sportunterricht, wenn man nicht über die athletischen Fähigkeiten eines Ralf Möller zu „Gladiator“-Zeiten verfügte und dadurch jede Teamwahl zu einer öffentlichen Demütigung wurde? Ähnlich läuft auch die Aburteilungs-Orgie im Model-Loft. Hitzige Diskussionen entbrennen, als dürfe man für den Rest seines Lebens nur noch Tokio Hotel hören, wenn man es nicht weit nach vorne schafft.
Nebenbei bewahrheitet sich eine Volksweisheit, die ich bislang für substanzlose Motivations-Plattitüden überforderter contra-autoritärer Anti-Helikopter-Eltern gehalten hatte: Die Letzten werden die Ersten sein. Ja, es stimmt! Soulin wird Erste bei „Performance“ und Letzte bei „Personality“. Ihre 13 Kolleginnen schreiben ihr damit quasi ins Jahrbuch: Du bist die Beste, aber keiner will an Deinem Tisch in der Cafeteria sitzen. Luca dagegen schneidet eher bescheiden ab, obwohl sie „gut beim Tanzen war“, wie ihre Wahlkampfmanagerin Liliana dem Debattierclub noch schnell mitteilt.
Hilft aber nichts. Schade für Luca, dass nur Personality und Performance als Kriterien aufgestellt wurden. Hätte man beispielsweise die beste App unter den Kandidatinnen gesucht, hätte sie mit der nach ihr benannten Luca App sicher Siegchancen gehabt. Außerdem wäre Smudo so was wie ihr Vater.
Erwartungskonform erleben wir bei dieser Bewertungs-Challenge Emotionen, als würden die Bestplatzierten des internen Personality-Rankings sofortige Impftermine mit Biontech für ihre ganze Familie gewinnen. Eine weitere Erkenntnis des Abends lautet: Liliana hat den Schrecken verloren. Wollte sie in der Anfangsphase noch wahllos anderen Kandidatinnen die Beine brechen, wählen ihre Kolleginnen sie jetzt furchtlos auf den letzten Platz. Wie wenig die Kandidatinnen während der Dreharbeiten die spätere Dynamik während der Ausstrahlungen erahnen können, demonstriert dabei Lindas siebter Platz im „Personality“-Ranking auf beeindruckende Weise.
Um von dieser Aufregung schnell wieder runterzukommen, oder eigentlich eher schnell wieder rauf, gibt es am nächsten Morgen das beliebte Höhen-Shooting. Ein festes Element. Verlässlich durch Höhenangst hervorgerufene Panikattacken lässt man sich beim Wohlfühl-Diversity-Sender ProSieben in keinem Jahr entgehen. Selbst Dascha, sonst nicht mal von Soulin aus der Ruhe zu bringen, staunt: „Alter, wie hoch ist das bitte?“ Dascha, das kann ich dir sagen: Genau 122 Meter. Klingt nach viel, sind aber auch nur 57-mal Dirk Nowitzki.
An Dächern zu hängen - eine schöne Abwechslung für die Mädchen, die sonst nur im Model-Loft abhängen. Heute dann halt mal vom „Park Inn“ am Alexanderplatz. Eine kurze Zwischenfrage an dieser Stelle: Wer nennt ein Hotel ohne jeglichen Park in der Nähe „Park Inn“? Und Bonusfrage: Wie hätten die Macher des „Park Inn“ ihren Laden genannt, wenn es kein Hotel, sondern ein Parkhaus wäre? „Schlaf Inn“? Egal, zurück zum Shooting. Damit die Mädchen nicht ohne Grund über den Dächern von Berlin schweben, werden sie in eine Art Discounter-Version von Cruella de Vil verwandelt. Blaue Kleider, blaue Perücken – und blaue Gliedmaße, denn nach Einbruch der Dunkelheit in 122 Metern Höhe über Berlin ist es im tiefen Winter temperaturseitig durchaus ungemütlicher als im Vorjahr in Costa Rica.
Für das Shooting hat Heidi einige Experten zusammengetrommelt. Zum einen Drag-Queen Katy Bähm (man kennt sich aus dem ProSieben Erfolgsformat „Queen of Drags“), die fleißig Perücken verteilt. Haare heißen jetzt Wigs, sonst ändert sich nichts. Und dann noch Rolf Zacherl. Nach einigen Minuten intensiver Verblüffung, warum ausgerechnet ein Fernsehkoch beim Höhen-Shooting dabei sein sollte, fällt mir auf: Das ist gar nicht Zacherl, das ist Jochen Schweizer. Es läuft offensichtlich während Corona im Tandem-Fallschirmsprung-Business nicht so gut, also hat Schweizer heute wenigstens seine Base Fyling Erlebnisplattform exklusiv an GNTM vermietet. Abstürzen im nächtlichen Berlin – ein Thema, mit dem sich vor allem ehemalige Topmodel-Kandidatinnen sehr gut auskennen. Eine gute Schule also für den Jahrgang ´21 auf der Heidi Klum Influencer-Akademie.
Anders als beim Ranking ist Luca beim Shooting die Erste. Auch hier liefert sie jedoch nicht überzeugend ab. So weit oben wird zwar die Luft dünner, nicht aber das Sprachzentrum. Jedenfalls nicht bei Heidi Klum. Ihr Plusquamperfekt-Modul arbeitet weiterhin tadellos: „Angst hatte Luca nicht gehabt“. Ein schönes Foto leider auch nicht. Besser läuft es bei Soulin: „Es war geil, ich hatte kein Mal Herzklopfen“. Kardiologen finden das bedenklich. Und auch ich bin empört, denn es ist nicht nur kein Thomas Hayo in der Nähe, sondern auch kein Defibrillator. Glücklicherweise überlebt Soulin trotzdem und kann somit entspannt ihren endgültigen Triumph über Lieblingsfeindin Linda genießen.
Die bricht nämlich als Einzige die Höhenprüfung panisch ab. Klum versucht noch, sie zu beruhigen und mit aufbauenden Sprüchen wie „Das Gesicht darfst Du gleich aber nicht machen, Linda“ zum Durchziehen zu motivieren. Hilft aber nicht. Und außerdem: Wenn Linda Gesichter machen könnte, hätte Soulin auch ein anderes. Deutlich geschmeidiger präsentiert sich dafür eine der Problemkandidatinnen der letzten Wochen. Begeistert kreischt Klum: „Liliana is in the House“. Was nicht vollumfänglich zutrifft. Eigentlich ist Liliana above the House. Sie hängt ja irgendwo über dem Gebäude. Aber ich will nicht zu viel klugscheißen. Wir sind ja hier nicht auf Twitter.
Trotz mehrfacher Panikattacken klappt das Shooting auch bei der weiterhin auf einen Antrag von Stefano Zarrella wartenden Romina. Oder wie Germany’s Next Tophaarschnitt Inka Bause bei „Schwiegertochter gesucht“ sagen würde: der runderneuerte Rotschopf Romina. Der Neo-Redhead liefert professionell ab und resümiert nach anschließender minutenlanger Behandlung durch Sanitäter: „Da kriegt mich keiner hoch, nur Heidi“. So heißt übrigens auch die Biografie von Tom Kaulitz. Ähnlich bilanziert Namensvetterin Romy: „Ich bin froh, dass es dunkel ist und ich wenig gesehen habe“. Ein bisschen wie bei meinem ersten Mal. Grüße an dieser Stelle an Lasse* aus dem Geschichts-LK (*Name von der Autorin geändert).
Wie knallhart das Modelgeschäft ist, also zumindest das Modelgeschäft, wie Heidi „In Paris kennt die keiner“ Klum es sich vorstellt, erlebt dann Höhen-Verweigerin Linda. Wer zum Shooting nicht antritt, kann kein Foto machen. Folglich kann auch kein Foto verteilt werden. Tja, The Regels sind The Regels. Linda, der Marc Terenzi dieser Staffel, nimmt sich somit selber aus dem Rennen. Sie muss sofort ihre Koffer packen. Noch auf dem Dach zelebriert sie ihren tränenreichen Abschied und manifestiert dabei ihre charakterliche Reife. Schluchzend flüstert sie Alex zu: „Versprich mir, dass Soulin nicht gewinnt“.
Nun, wir werden sehen. Nach dem Flugalarm geht es am nächsten Tag zur Entscheidung erstmal direkt luftig weiter. Die Kandidatinnen agieren als Flugbegleiterinnen. Dafür sind extra eine Flugzeugtür und ein Spielplatz-Catwalk ins GNTM-Studio gebaut worden. Die Mädchen treffen auf einen ganz normalen Parcours, wie ihn Stewardessen eben erwarten, wenn sie ein Flugzeug verlassen: Kopfsteinpflaster, Wippen aus Nagelfeilen, High-Heels-Rutschen und ein rotierender Riesen-Lockenwickler zum Durchlaufen. Und als wäre das nicht Tortur genug, hat Heidi Klum auch noch eine Gastjurorin einchecken lassen, die sie vollmundig ankündigt: „Rebecca Mir gehört zu den bekanntesten TV-Moderatorinnen Deutschlands“. Das stimmt. Jedenfalls wenn man seit 30 Jahren in den USA lebt und neben Rebecca Mir nur noch Dagmar Berghoff, Frauke Ludowig und Nina Ruge kennt.
Nicht uneingeschränkt zufrieden mit der Aufgabe gibt sich Favoritin Soulin: „Ich war kein Kind, das auf dem Spielplatz gespielt hat. Ich habe eher Bücher gelesen als Kleinkind“. Hochbegabt schon mit drei Jahren. Ihre Lieblingsbücher sollen damals „Warten auf GNTM“ von Samuel Catwalk und „Wem das Shooting schlägt“ von Ernest Runway gewesen sein. Selbst Klum scheint mittlerweile von Soulins Allroundtalenten leicht angenervt zu sein und versucht die Spitzenreiterin des internen Performance-Rankings mit dem vollkommen sinnfreien Satz „Du hast immer was Eigenes, was du mit an den Tag bringst“ zu verwirren. Erfolglos. Dascha ahnt das bereits und prophezeit im Backstage-Bereich: „Soulin kommt gleich als das weltbeste Model aller Zeiten wieder“. Psychologie-Beauftragte Rebecca Mir, die jedes Mädchen seit etwa 23 Sekunden kennt, vermutet Neid. Das liegt nahe, denn andere schneiden schlechter ab. Das Positivste, das Ana über ihren Walk sagen kann, ist beispielsweise: „Meine Schuhe waren an“. Damit ist sie klar zur Geheimfavoritin aufgestiegen. Vor allem, weil sie einige ihrer imposantesten Skills noch gar nicht ausgepackt hat: „Meine Zähne waren geputzt“ und „Meine Socken waren heile“.
Im großen GNTM-Absurditäten-Kabinett wird bei der Endabrechnung klar: Heute gibt es eine Hommage an den Megahit „Jein“ von Fettes Brot. Der startet nämlich mit dem Satz „Es ist 1996“ – und aus demselben Jahr stammen auch die Bildbearbeitungs-Skills in dieser Folge. Alle während der Entscheidung verteilten Fotos sehen aus, als hätte Photoshop-Philipp auf Crack Elsa die Eisprinzessin als Hexe um den Berliner Fernsehturm fliegen lassen. Das sorgt für einige peinliche Momente. Aber nicht so peinlich wie die spektakulärste Regeländerung dieses Jahres: Die Gewinnerin erhält keinen Modelvertrag mehr.
Das klingt nur auf den ersten Blick eigenartig. Zwar heißt die Sendung immer noch „Germany’s Next Topmodel“ und nicht „Germany’s Next Opel Mokka“, obwohl man deutlich häufiger Opel Mokkas sieht als Topmodels. Neutral betrachtet ist diese Art, Zuschauer in die Irre zu führen, bei Fernsehsendern schon immer sehr beliebt. Bei „Glücksspirale“ etwa gab es ja auch kein Verhütungsmittel zu gewinnen. Stichwort nicht gewinnen: Am Ende wackeln Mareike und Luca und Klum schickt die 26-Jährige Mareike nach Hause. Ihr bleiben nicht viel mehr als ein akkurater Kurzhaarschnitt aus dem Umstyling und die Erkenntnis, dass ein Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde für die häufigste Nutzung englischer Vokabeln in deutschen Sätzen für einen Finaleinzug bei GNTM nicht ausreicht. Nächste Woche geht es dann schon rasant Richtung Top 10. Ich werde berichten.
Marie von den Benken ist als @Regendelfin auf Twitter und Instagram unterwegs, Hamburgerin, Model und Autorin. Außerdem schreibt sie jede Woche auf ICONIST über die großen und kleinen Dramen bei „Germany’s Next Topmodel“.
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